Elektrische Fahrtrage- und Tragestuhlkonzepte für ergonomisches Arbeiten

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München – Auffälliges Design und europaweit unterwegs: Zweifelsohne fallen die Fahrzeuge des MKT Krankentransport mit Hauptsitz in München auf. Nun will der größte private Rettungsdienst- und Krankentransportanbieter in Bayern sein Fahrzeugkonzept weiterentwickeln. Im Fokus steht das ergonomische Arbeiten.

Rund 60 baugleiche Krankentransportwagen (KTW) der MKT Firmengruppe sind jeden Tag im Einsatz. Sie legen dabei tausende Kilometer zurück und sind oft weit über die Landesgrenzen hinaus unterwegs. Ein zeitgemäßer Fuhrpark hat für das Unternehmen deshalb einen enormen Stellenwert.

So setzt MKT bereits seit vielen Jahren auf hochwertige Medizintechnik im Fahrzeug. Jeder KTW verfügt über ein vollwertiges EKG mit der Möglichkeit zur automatischen Blutdruckmessung und zur Messung der Sauerstoffsättigung im Blut. Zusätzlich wird in jedem Fahrzeug ein Tragetisch mit Luftfederungssystem von Hoverboard verbaut, welches die Fahrbahnunebenheiten weitestgehend absorbiert. Für den Patienten stellt das ein großes Plus an Komfort und Sicherheit dar.

Im Bereich Fahrtrage- und Tragestuhl gab es in den vergangenen Jahren kaum eine Neuerung. Nicht nur anlässlich der Neuveröffentlichung der DIN EN 1789 soll sich das laut MKT nun ändern. Bereits Ende 2021 beschaffte MKT drei zusätzliche Krankentransportwagen, die eine Erprobung von neuen Systemen ermöglicht.

Powerload im Krankentransport
So wurde in einem der drei neuen Krankentransportwagen das bekannte Powerload-System von Stryker verbaut. Kombiniert mit der zugehörigen Fahrtrage Power-Pro XT übernimmt nun ein akkubetriebenes Hydrauliksystem das Heben und Senken der Trage. Selbst das Ein- und Ausladen in das Fahrzeug übernimmt die neue Technik. Dabei wird die körperliche Belastung für das Personal erheblich gesenkt. Erfahrungen zu diesem System konnte man bereits im Interhospitaltransfer sammeln, denn die Intensivtransportwagen von MKT sind bereits mit Powerload ausgestattet.

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Elektrischer Tragestuhl gegen schweres Tragen
Vergleichend zum US-amerikanischen Hersteller wird auf einem weiteren KTW die Fahrtrage von Ferno getestet. Sie hat sehr ähnliche Eigenschaften, unterscheidet sich aber bei der Handhabung und beweist gute Wendigkeit auch auf unebenen Böden. Mit einer Belastbarkeit bis zu 320kg erprobt MKT jetzt das Modell VIPER mit dem zugehörigen Einzugssystem. Auch hier wird auf einen luftgefederten Tragetisch nicht verzichtet.

Zusätzlich wurde in diesem Erprobungsfahrzeug ein elektrischer Tragestuhl von Utila verbaut. Die integrierte Raupe ermöglicht nicht nur das Hinabgleiten über Treppenstufen, sondern auch den mühelosen Transport in obere Stockwerke. Das Personal muss dabei nicht das volle Gewicht des Patienten tragen, sondern den Stuhl lediglich sichern.

Zwar ist dieses elektrische Raupensystem beispielsweise nicht auf einer Wendeltreppe einsetzbar, sorgt aber bei vielen Treppen für eine wesentliche Entlastung.

Lift für Tragestuhl
Im dritten Krankentransportwagen wurde ein neuer Lift für den Tragestuhl integriert. Der Hersteller und Ausbauer Ambulanz Mobile in Schönebeck erleichtert damit das Be- und Entladen des Tragestuhls samt Patienten. Dabei ist der Platzbedarf hinter dem Fahrzeug verringert. Bislang wurde der Stuhl mittels einer Rampe in das Fahrzeug geschoben.

Meinung der Mitarbeitenden zählt
Die drei Krankentransportwagen werden in den kommenden Monaten einem Praxistest unterzogen. Dazu sollen die Fahrzeuge im Regelbetrieb eingesetzt werden. Im Nachgang wird die Meinung der Mitarbeitenden befragt, welche Technologie den Krankentransport-Alltag am meisten erleichtert. Zusätzlich soll eine Statistik über Wartungsaufwand und Ausfälle in die Entscheidung miteinfließen. Ziel ist es, bis zum Jahresende 2022 einen innovativen und zukunftsfähigen KTW zu entwickeln.

Nicht unerheblich sind die zusätzlich entstehenden Kosten. Egal für welches System man sich entscheidet, erwartet MKT einen Mehrpreis von mehreren zehntausend Euro pro Fahrzeug. Dennoch wird gerade die Beschaffung von 17 Krankentransportwagen angesetzt.

Neustrukturierung im Innenraum
Notfallrucksack, EKG, Perfusor, Patientengepäck – Der Platzbedarf im Krankentransportwagen steigt stetig an. Nicht zuletzt durch neue Tragesysteme muss der Innenraum neu strukturiert werden. Oft benötigen Patienten viel Gepäck und Gehhilfen, die im KTW mittransportiert werden sollen. In Zusammenarbeit mit dem Ausbauer Ambulanz Mobile soll in einem neuen Konzept der vorhandene Platz besser nutzbar gemacht werden.

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Hohes Gewicht der Fahrzeuge
MKT wird weiterhin auf die Mercedes-Benz Nutzfahrzeuge als Basis für ihren KTW-Fuhrpark setzen. Gerade der kurze Radstand ist ein nennenswerter Vorteil im Stadtverkehr. Ergänzt durch eine Vielzahl an Assistenzsystemen kann die Unfallzahl niedrig gehalten werden. Durch die neue Technik steht das Unternehmen aber vor einer neuen Herausforderung: dem Gewicht. Laut Projektkoordinator Michael Mengele bleibt durch die viele Zusatzausstattung nicht mehr viel Spiel, um die zulässige Gesamtmasse von 3,5 Tonnen nicht zu überschreiten.

Umfangreiches Anforderungsprofil
Neben dem regulären Krankentransportbetrieb wird dieser Fahrzeugtyp bei MKT auch für andere Bereiche eingesetzt. Beispielsweise kommen die Krankentransportwagen ebenfalls für die europaweite Auslandsrückholung zum Einsatz. Lange Fahrten machen einen zusätzlichen Komfort für Mitarbeiter und Patienten unumgänglich. Zusätzlich werden die Fahrzeuge im Katastrophenschutz regelmäßig zur Spitzenabdeckung oder bei Großschadenslagen als Schnelleinsatzgruppe (SEG) Transport verwendet.

Einsatz in mehreren Unternehmen
Der neu entwickelte Fahrzeugtyp soll nicht nur für MKT, sondern auch für zugehörigen Unternehmen Ambulanz Rosenheim und Bäuerle Ambulanz (Augsburg) eingesetzt werden. Zusammen zählen die Unternehmen mehr als 2000 Mitarbeiter, die beispielsweise im Rettungsdienst, Krankentransport und Sanitätsdienst tätig sind. Zudem betreiben die Unternehmen aktuell mehrere Impf- und Testzentren in Oberbayern, Niederbayern und Schwaben.

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// FCH, 21.02.2022